Artikeldatum: 08.07.2014

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02.07.2014 - Gilde - Wer nicht schwimmt, muss grillen

Internet-Phänomen \“Cold Water Challenge\” sorgt für Stimmung bei den Vereinen

von JOCHEN BÖRGER, Stimberg Zeitung vom 2. Juli 2014

OER-ERKENSCHWICK. Ein kurzer Schwenk nach Hollywood sei zu Beginn dieser Geschichte gestattet. 1982 waren Nick Nolte und Eddie Murphy im gleichnamigen Streifen ,,Nur 48 Stunden“ im Einsatz. Doch was sind diese Manner gegen das, was zurzeit im Oer-Erkenschwicker Amateurvideo-Lager abgeht? 48 Stunden, das geht auch schneller!

,,Cold Water Challenge“ heißt der Titel – es geht aber nicht – wie man vorschnell meinen konnte – um einen Werbespot für ein markant herb-mannliches Duftwässerchen, sondern um flexible, lustige und musikalische Vereinsvertreter, die mit allen Wassern gewaschen sind. Sie lassen sich herausfordern und kontern sofort in der schönen, neuen Welt der sozialen Netzwerke. Hauptsache pitschnass!

Der Spaß sorgt von Rapen bis Oer ür Gesprächsstoff und hätte wohl nie so seine Runde gezogen, wenn die Musiker vom ,,Lippeklang Ahsen“ nicht losgelegt hätten. Film ab, in voller Montur geht es in ein Schwimmbecken – und das ,,Lippeklang“-Ensemble beweist, dass man selbst mit triefnassem Jackett noch locker anderen die Flotentone beibringen kann.

,,Die anderen“, das sind die Freunde von der Bürgerschützengilde Oer. Aus Ahsen gibt es einen glasklaren Auftrag: ,,48 Stunden habt Ihr Zeit, es uns gleichzumachen. Sonst kornmen wir zum Grillen bei Euch vorbei.“

Nun stehen die Schützen wahrlich nicht im Verdacht, ungern grillen zu wollen – und pflegen eh ein herzliches Verhältnis zum ,,Lippeklang“. Aber sich freiwillig ergeben? Niemals! Es ist Sonntag, die Kirche ist aus, die Prozession war diesmal kurz, da kommt der Auftrag aus Ahsen gerade recht. Auf geht‘s zu Ex-Konig Andreas Mischner, der hat nämlich ein großes Schwimmbecken. Ein Terrain, geradezu geschaffen für eine Filmkulisse. Ein kleiner Hauch von Hollywood an der Holthäuser Straße…

Manfred Stübbe ist seit eineinhalb Monaten König und hat daher das Privileg, seine Darsteller um sich zu scharen. Mit kräftigem Gesang und gut gelaunt, weißem Hemd und grüner Krawatte heißt es vor laufender Kamera: „Auftrag erfüllt! Wir nominieren die Schützengilde Rapen. 48 Stunden habt Ihr Zeit. Sonst…“ Na klar! Grillen.

Völlig gelassen und vor allem wieder abgetrocknet können sich derweil die Musiker vom Tambourkorps Seeadler die \’ „Kalt-Wasser-Herausforderung“ anschauen. Sie wurden von einem Spielmannszug aus Essen nominiert. Marschmusik in Montur am Maritimo – das ist ein Novum. „Was man so alles tut im Vereinsleben. Tja, wir sind eben für jeden Quatsch zu haben“, lacht der Musikalische Leiter Thorsten Grutsch.

Aber was passiert nun in Rapen? Es ist Dienstag, 15.30 Uhr, die Stunde 42 nach dem Auftrag aus Oer. Gildenvorsitzender Volker Brachmann kommt gerade von der Arbeit nach Hause und weiß: Die Zeit für ihn und seine Kameraden wird knapp. Badehosen aus dem Schrank oder tonnenweise Grillgut aus dem Vorrat holen? Das ist jetzt die Frage. „Ob wir das auf die Schnelle schaffen, ich weiß es noch nicht“, vermeldet Brachmann. „Vielleicht können wir ja doch ganz fix etwas auf die Beine stellen.“

Und es geschah ganz fix: Gestern Abend hieß es um 20.30 Uhr im Garten von Volker Brachmann: Ab ins Nass! Die Grillkohle bleibt kalt…